Wie
ich Bahà’i geworden bin Afsane
Akhtar Khawari Ich heiße Afsane Akhtar Khawari, bin gebürtige Perserin, d.h. meine beiden Eltern kommen aus dem Iran, ich und meine Geschwister sind aber in Deutschland geboren und aufgewachsen. Ich
bin bis jetzt noch nicht im Iran gewesen, und dieser Umstand hängt sehr eng mit
meinem Glauben zusammen, über den ich im folgenden berichten möchte. Mein
Urgroßvater väterlicherseits, Mulla Bahram genannt, stammte aus Yazd und gehörte
dem zoroastrischen Glauben an. Diese alte persische Religion gehörte damals
schon einer Minderheit an und war nicht sehr angesehen. Mein Urgroßvater kam in
den Anfangsjahren des Glaubens mit ihm in Berührung und wurde ein entflammmter
und begeisterter Anhänger. War er schon vorher kein Mitglied einer angesehenen
religiösen Gruppe, so hatte er jetzt noch mehr unter den Vorurteilen und dem
Fanatismus seiner Mitbürger zu leiden. Den Rest seines Lebens war er Verfolgung
und Demütigung ausgesetzt. Diese ertrug er aber mit Stolz und Ausdauer, froh
den Verheißenen gefunden zu haben. Der
Beginn der Bahá'i-Religion liegt im Jahre 1844, als der Bab (arab. das Tor)in
Shiraz den Ruf einer neuen göttlichen Botschaft erhob. Er war gleichzeitig Vorläufer
und Begründer einer eigenständigen Religion, weshalb von einer
Zwillingsoffenbarung die Rede ist. Er bereitete die Menschen auf das Kommen des
Verheißenen aller Religionen vor, der „am Ende der Zeit“ die Welt und ihre
Völker einen würde. Da dies natürlich das Ende der Ära des Islam
implizierte, wurden er und seine Anhänger von den meisten Amtsinhabern der
muslimischen Geistlichkeit erbittert verfolgt und er erlitt im Jahre 1950 schließlich
in Tabriz den Märtyrertod. Bahà’u’llàh
(arab. Herrlichkeit Gottes) war zunächst ein Anhänger des Bab, bevor er im
Jahre 1863 öffentlich seinen Anspruch ein Gottesoffenbarer zu sein erhob. Seine
Lehren kreisen um das zentrale Thema der Einheit: Die Einheit Gottes, Seiner
Offenbarer und der Menschheit. Die Zeit , in der die Menschheit als eine
Einheit/Familie leben kann und muß, ist gekommen, und Gott gibt uns durch Bahà’u’llàh
die geistigen Hilfen, um dieses Ziel zu erreichen. Auch
Bahà’u’llàh mußte bitterste Verfolgungen auf sich nehmen. Er wurde
verbannt in den Irak, indie heutige Türkei bis schließlich in das heutige
Israel, wo er nach 40 Jahren Verbannung und Kerkerhaft im Jahre 1892 verstarb.
Bei Akka liegt er begraben, und dort und in Haifa ist das geistige und auch
administrative Zentrum des Bahà’i-Glaubens. Auf seiten meiner mütterlichen Familie bin
ich in fünfter Generation Bahá'í. Meine Ururgroßeltern waren Moslem bevor
sie den Bahà’i-Glauben kennerlernten und annahmen. Auch sie blieben von
Verfolgung nicht verschont, da ein fanatischer Klerus dem Mob oft aufhetzte, um
so das Leben des neu entstandenen Glaubens auszulöschen. Diese Umstände, mehr
aber noch die Tatsache, daß es im Bahà’i-Glauben keinen Klerus gibt, sodaß
jeder Glaübige das Recht und die Pflicht hat, den Glauben weiterzugeben und
andere davon zu informieren, haben dazu geführt, daß viele Mitglieder meiner
Familie den Iran verlassen haben, um den Glauben in ihrem täglichen Leben,neben
ihrer Arbeit, zu lehren. So kam mein Vater über Pakistan und Indien
nach Deutschland, und meine Mutter lebte in Spanien, Portugal, Marokko und
Italien bevor sie meinen Vater kennenlerte und nach Deutschland zog. Hier sind meine Schwestern und ich geboren. Bei den Bahà’i gibt es keine Taufe. Das Alter von 15 wird als Beginn der Reife angesehen, und der Jugendliche kann sich als Bahà’i erklären. Als Kind wurde mir der Glaube vornehmlich durch meine Eltern übermittelt, die mir Gebete beibrachten und mich in die Bahà’i-Gemeinde einführten. Es herrscht ein reges Gemeindeleben mit Festen, Beratungen, Kinderklassen, Andachten und Feiertagen. So lernt man den Glauben und seine Inhalte kennen, um dann wenn man 15 wird und sich entscheiden kann, zu wissen wofür oder wogegen man sich entscheidet. Für mich war es immer klar, daß ich Bahà’i
bin, meinen Glauben sehr liebe und ich konnte mir nie vorstellen etwas anderes
zu sein. Die Bahá’i-Religion achtet alle anderen Religionen sehr, sie sind
wie die Glieder einer Kette, die Strahlen einer Sonne. Und so lehre ich meine
Kinder diesen Glauben und hoffe, daß sie wenn sie erwachsen sind, freudige und
aktive Mitglieder der weltweiten Bahà’i-Gemeinde werden. So Gott will. Afsane Akhtar Khawari Afsane
Akhtar Khawari, gebürtige Perserin, ist Pädagogin, die in Deutschland studiert
hat. Sie ist mit einem deutschen Arzt verheiratet. Beide sind aktiv in der Baha`ì-
Gemeinde in Leipzig, wo sie jetzt leben. |
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