Religion in
Korea
Anders als in
anderen Kulturen, in denen eine Religion dominierend ist, beinhaltet die
koreanische Kultur eine Vielzahl religiöser Elemente, die die
Denk- und Verhaltensweisen der Menschen geprägt haben. In frühen
historischen Epochen waren religiöse und politische Funktionen
miteinander gekoppelt, später jedoch wurden sie getrennt.
Historisch
betrachtet lebten die Koreaner unter dem Einfluss des Schamanismus,
Buddhismus, Taoismus oder Konfuzianismus. In der Neuzeit hat sich das
Christentum in Korea immer weiter ausgebreitet, was auch zur Veränderung
der Lebenseinstellung einzelner Menschen führen kann. Die
Industrialisierung, die in Korea innerhalb einiger Jahrzehnte stattfand
und nicht in einigen Jahrhunderten wie im Westen, hat ein Gefühl von
Angst und innere Entwurzelung mit sich gebracht. Sie hat den Koreanern
ihre Seelenruhe genommen und sie dazu gebracht, Trost in der Religion zu
suchen. Infolgedessen hat die Zahl der Gläubigen merklich zugenommen,
religiöse Institutionen werden zu einflussreichen gesellschaftlichen
Organisationen.
Die
Religionsfreiheit wird durch die koreanische Verfassung garantiert. Laut
einer statistischen Umfrage von 1995 gehören 50,7 Prozent der Koreaner
einer Religionsgemeinschaft an. 45,6 Prozent sind Buddhisten, gefolgt
von den Protestanten mit 38,7 Prozent und den Katholiken mit 13,1
Prozent.
Schamanismus
Der Schamanismus
ist eine primitive Religion, die keinen systematischen Aufbau besitzt,
sondern das Alltagsleben der Menschen in Form von Sitten und Bräuchen
durchdringt. Die Menschen des Neolithikums glaubten, dass alle Dinge auf
der Welt eine Seele besitzen, und dass der Mensch eine unsterbliche
Seele besitzt. Daher wurde der Leichnam mit dem Kopf nach Osten, in Richtung
Sonnenaufgang, beerdigt. Sie waren der Meinung, dass gute Geister ,wie
beispielsweise die Sonne, den Menschen Glück bringen würden, schlechte
Geister hingegen Unglück.
Der Schamanismus
machte allmählich dem Konfuzianismus oder Buddhismus Platz, beide
Religionen dienten als Mittel, das Volk zu regieren, doch nahm der
Schamanismus weiter Einfluss auf das Leben der Menschen. Die Schamanin,
auf koreanisch Mudang, ist eine Mittlerin, die die Welt der
Lebenden mit der Welt der Toten verbinden kann. Man hält die Schamanin
für fähig, Unheil abzuwenden, Krankheiten zu heilen und die Seelen der
Toten auf sanfte Weise ins Jenseits zu begleiten. Mit ihrer Hilfe sollen
auch Konflikte und Spannungen, die zwischen den Lebenden und den Toten
auftreten können, beseitigt werden.
Die Anhänger des
Schamanismus in Korea verehren Tausende von Geistern und Dämonen, die,
wie man annimmt, überall in der Natur leben, beispielsweise in Felsen,
Bäumen, Bergen, Flüssen und auch in Himmelskörpern.
Im alten Korea
war der Schamanismus eine Religion der Angst und des Aberglaubens, für
die moderne Generation jedoch ist es ein farbenfroher und künstlerischer
Bestandteil ihrer Kultur. Ein schamanistisches Ritual, reich an
exorzistischen Elementen, verbindet Elemente der Schauspielkunst mit
Musik und Tanz
Die Einführung
kultivierterer Religionen wie Taoismus, Konfuzianismus und Buddhismus führte
nicht zu einer Aufgabe des schamanistischen Glaubens und dessen
Praktiken . Sie nahmen Elemente des Schamanismus in ihren Glauben auf
und existierten friedlich nebeneinander. Der Schamanismus ist bis heute
die religiöse Grundlage der Koreaner und gleichzeitig ein lebendiges
Element ihrer Kultur.
Buddhismus
Der Buddhismus
ist eine mehr auf philosophischen Grundsätzen aufbauende Religion, die
eine große Disziplin verlangt, und deren Kernpunkt die persönliche
Rettung durch Wiedergeburt in einem endlosen Kreislauf der Reinkarnation
ist.
Der Buddhismus
wurde in Korea 372 während des Goguryeo- Reiches durch einen Mönch
namens Sundo eingeführt, der aus der chinesischen Quian Quin- Dynastie
stammte. 384 brachte der Mönch Malananda den Buddhismus aus dem östlichen
Jin- Staat in China nach Baekje. Im Silla- Reich wurde der Buddhismus
Mitte des
5. Jahrhunderts
durch den Mönch Ado aus dem Goguryen- Reich verbreitet .Diese Religion
wurde von den Herrschern der Drei Königreiche sehr gefördert, da sie
als geistiger Halt für die Regierung nützlich zu sein schien. Buddha
war das einzige Objekt der Verehrung wie auch der König die einzige
Autoritätsperson war.
Unter dem Schutz
des Könighofes wurden zahlreiche Tempel und Klöster gebaut, und die
Zahl der Gläubigen nahm kontinuierlich zu. Im sechsten Jahrhundert
wanderten Mönche und
Künstler mit Schriften und religiösen Kunstgegenständen nach Japan
aus, um dort die Basis für eine frühe buddhistische Kultur zu
schaffen.
Als Silla 668 die
Halbinsel vereinigte, war der Buddhismus Staatsreligion, obgleich die
Regierungssysteme den konfuzianischen Regeln folgten. Die Forderung des
Buddhismus durch den Königshof führte zu einer wahren Blütezeit in
der buddhistischen Kunst und im Tempelbau. Zeugnis hiervon legen der Bulguksa-
Tempel und andere Relikte im Gyeongju, der Hauptstadt des Silla-
Reiches, ab. Der Einfluss des Buddhismus schwand, als der Adel sich
zunehmend einem ausschweifenden Lebensstil hingab. Damals entwickelte
sich eine neue Richtung, die des Seon (Zen) – Buddhismus, deren
Ziel es ist, die allgemeingültige Wahrheit
durch ein genügsames Leben zu finden.
Der Herrscher der
nachfolgenden Goryeo- Dynastie waren noch größere Anhänger des
Buddhismus. Während dieser Zeit setzt sich die Blütezeit in der
buddhistischen Kunst und Architektur durch die vorbehaltlose Unterstützung
durch den Adel fort. Zu der Zeit wurde auch die Tripitaka
Koreana geschaffen. Als Yi Song- gye, der Gründer Joseon-
Dynastie, einen Aufstand inszenierte und 1392 sich selbst zum König
ernannte, versuchte er, den Einfluss des Buddhismus auf die Regierung zu
beseitigen und übernahm die konfuzianische Lehre als Richtschnur
für die Regierung und die moralischen Grundsätzen. Während der
500 Jahre währenden Herrschaft der Joseon – Dynastie stießen
jegliche Bemühungen, den Buddhismus wieder aufleben zu lassen, auf
heftigen Widerstand seitens der konfuzianischen Gelehrten und Beamten.
Als Japan Korea
1910 gewaltsam annektierte, versuchte es, die buddhistischen Sekten
Koreas mit denen Japans zu vereinigen. Diese Versuche schlagen jedoch
fehl und führten sogar zu einem wiedererwachenden Interesse der
Koreaner am Buddhismus, in der Form wie in ihrem Land üblich war. In
den letzten Jahren konnte
man eine Art Renaissance des Buddhismus erleben, der sich darum bemüht,
die Veränderungen in der modernen Gesellschaft in den Glauben zu
integrieren. Der Großteil der Mönche lebt im Gebirge und übt sich in
Selbstdisziplin und Meditation, ein Teil jedoch zieht in die Städte, um
dort den Glauben zu verkünden. Eine Vielzahl von Mönchen erforscht an
Universitäten im In- und Ausland die buddhistischen Lehren. Der Zen-
Buddhismus in Korea, der auf Meditation ausgerichtet ist, erfreut sich
zunehmenden Interesses. Viele Ausländer treten in die Fußstapfen großer
Mönche und üben sich in Selbstdisziplin im Songgwangsa- Tempel
in der Provinz Jeollanam- do sowie in Zentren des Zen- Buddhismus in
Seoul und in verschiedenen Provinzstädten.
Konfuzianismus
Der
Konfuzianismus ist eine Morallehre und eine Religion, die von Konfuzius
im
6. Jahrhundert v.
Chr. begründet wurde . Im Grunde genommen handelt es sich um ein System
von ethischen Begriffen – mildtätige Liebe , Rechtschaffenheit,
Anstand und erfahrene Führungsqualitäten-, dazu geschaffen, ein
geordnetes Leben in Familie und Gesellschaft zu ermöglichen.
Im Konfuzianismus
gab es keinen Gott wie im frühen Buddhismus , doch mit der Zeit wurden
die weisen und grundlegenden Prinzipien von den späteren Anhängern
kanonisiert.
Der
Konfuzianismus gelangte zu Beginn der christlichen Zeitrechnung mit den
ersten Aufzeichnungen in chinesischer Schrift ins Land. Überlieferungen
aus der Zeit der Drei Königreiche belegen, dass es schon früh einen
Einfluss koreanischen Gedankengutes gab. Zur Zeit des Königreichs
Goguryeo wurde 372 eine staatliche Universität namens Daehak
gegründet , private konfuzianische Akademien entstanden auf
dem Land . In Baekje findet
man derartige Institutionen sogar noch früher.
Im Vereinigten
Silla- Reich wurden Delegationen von Gelehrten nach
Tang –China entsandt, um dort die Arbeit an den Institutionen
aus erster Hand verfolgen und umfangreiches Schriftgut über die dort
behandelten Themen nach Korea bringen zu können. Während der Goryeo
– Dynastie im 10. Jahrhundert war der Buddhismus Staatsreligion und
der Konfuzianismus bildete philosophische und strukturelle Rückgrat des
Staates. In der Prüfung für Beamte, Gwageo , die entsprechend
dem chinesischen System im späten 10. Jahrhundert eingeführt wurde,
legte man großen Wert auf das Studium der klassischen Schriften des
Konfuzius. In dieser Zeit prägten sich die konfuzianischen Werte tief
in das Bewusstsein der Koreaner ein.
Die Joseon-
Dynastie, 1392 gegründet, akzeptierte den Konfuzianismus als offizielle
Ideologie und entwickelte ein konfuzianisch geprägtes System für
Erziehung, Verwaltung und die Durchführung von Zeremonien. Als Korea
im späten 19. Jahrhundert von vielen westeuropäischen Ländern
und auch von Japan überrannt wurde, bildeten die Konfuzianer
„rechtschaffene Armeen“ ,um gegen die Angreifer zu kämpfen.
Es gab auch Kreise, die bestrebt waren, den Konfuzianismus zu
reformieren und ihn an die veränderte Lebenssituation anzupassen. Diese
Kreise begrüßten die westliche Zivilisation und wollten eine moderne
unabhängige Regierung. Schon während der japanischen Kolonialzeit sind
viele derjenigen, die für Reformen eintraten, Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung
gewesen und waren bereit, gegen das imperialistische Japan zu kämpfen.
Heutzutage ist
die Ahnenverehrung, wie Konfuzius sie lehrt immer noch weit
verbreitet, und die Ehrfurcht der Kinder vor den Eltern wird als
hohe Tugend in der koreanischen Gesellschaft angesehen.
Katholizismus
Die Welle der
chinesischen Missionierung erreichte Korea im 17. Jahrhundert, als
Kopien der Werke des katholischen Missionars Matteo Ricci in
chinesischer Sprache von Peking aus durch die jedes Jahr dorthin entsandte Tribut-
Delegation ins Land gelangten. Neben religiösen Doktrinen beschäftigen
sich diese Bücher auch mit Aspekten der westlichen Lehre wie dem
Sonnenkalender und anderen Themen, die das Interesse der Gelehrten der Silhak,
der Schule des Praktischen Lernens, weckten.
Im 18.
Jahrhundert gab es bereits etliche Konvertiten unter diesen Gelehrten
und ihren Familien. Bis 1794 kamen keine Priester ins Land, dann
gelangte der chinesische Priester Chu Mun- mo nach Korea. Die Zahl der
Konvertiten nahm weiter zu , obgleich die Verbreitung ausländischer
Religionen auf koreanischem Boden immer noch gegen das Gesetz verstieß.
Von Zeit zu Zeit gab es Verfolgungen. Im Jahr 1865 standen ein Dutzend
koreanische Priester einer Gemeinde von 23 000 Gläubigen vor.
Als 1863
Daewongun, ein ausländerfeindlicher Prinzregent an die Macht kam, waren
Verfolgungen an der Tagesordnung, sie fanden bis 1873 statt. In diesem
Jahr wurde Korea gezwungen, Verträge mit den westlichen Mächten zu
schießen. 1925 wurden 79 Koreaner, die während der Verfolgungen in der
Joseon- Zeit ihr Leben geopfert hatten, im Petersdom zu Rom
seliggesprochen, weitere 24 wurden 1968 in den Kreis aufgenommen.
Während des
Koreakrieges (1950-1953) und auch danach nahm die Zahl katholischer
Organisationen und Missionen zu. Die katholische Kirche in Korea wuchs
schnell, ihre Hierarchie wurde 1962 begründet. Die römisch-katholische
Kirche in Korea feierte 1984 ihr zweihundertjähriges Bestehen. Zu
diesen Anlass reiste Papst Johannes Paul II. nach Seoul, wo er 93
Koreaner und 10 französische Missionare heilig sprach. Es war das erste
Mal, dass eine Heiligsprechung nicht im Vatikan stattfand. Damit hat
Korea die viertgrößte Zahl an Heiligen weltweit, obgleich die
quantitative Zunahme langsam vor sich ging.
Protestantismus
1884 kam Horace
N. Allen, ein Mediziner und presbyterianischer Missionar aus den USA
nach Korea. Horace G. Underwood, ebenfalls Presbyterianer, wie Henry G.
Appenzeller, ein Missionar aus der methodisch- episkopalischen Kirche,
beide Amerikaner, folgten ihm im darauf folgenden Jahr. Vertreter
anderer protestantischer Konfessionen schlossen sich ihnen an. Sie
leisteten ihren Beitrag in der koreanischen Gesellschaft, indem sie
medizinische und erzieherische Dienste anboten und auf diese Weise ihren
Glauben verbreiteten. Koreanische Protestanten wie Dr. Seo -Jae pil,Yi
Sang-jae und Yun Chi-ho, allesamt führende Persönlichkeiten in der
Unabhängigkeitsbewegung, widmeten ihr Leben der Politik.
Die
protestantischen Privatschulen, wie die Yonhi- die Ewha- Schulen ,
dienten der Förderung des nationalistischen Gedankengutes. 1903 wurden
gemeinsam mit anderen christlichen Organisationen der „Christliche
Verein Junger Männer (CVJM)“ in Seoul gegründet. Diese Organisation
setzten sozio- politische Programme aktiv um und regten dazu an,
dass ähnliche Vereinigungen junger Koreaner gebildet wurden . Sie
dienten nicht allein politischen oder erzieherischen Zwecken, sondern
weckten auch das soziale Bewusstsein gegenüber abergläubischen
Praktiken und schlechten Gewohnheiten. Gleichzeitig traten sie für die
Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Abschaffung des Konkubinats
und die Vereinfachung von Vorschriften bezüglich Zeremonien ein.
Aufgrund der ständig zunehmenden Aktivitäten der protestantischen
Kirchen in Korea fanden 1905 große Konferenzen statt, auf denen man
sich mit dem Bibelstudium beschäftigte. Vier Jahre später wurden die
Kampagne „Eine Million Seelen für Christus“ ins Leben gerufen, mit
dem Ziel , noch mehr Leute zum Protestantismus zu bekehren. Der
Protestantismus wurde nicht nur als Glaubensrichtung, sondern auch wegen
seiner politischen, sozialen, kulturellen und erzieherischen Aspekte
sehr begrüßt.
Cheondogyo
Cheondogyo
wurden in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts als soziale und
technologische Bewegung gegen die überhand nehmende Konkurrenz und die
Übergriffe aus dem Ausland ins Leben gerufen . Damals nannte man sie Donghak
(östliche Lehre) als Gegenbegriff zur „westlichen Lehre“.
Cheondogyo
basiert auf dem Prinzip des Innaecheon, das heißt der Mensch ist
identisch mit „Haneullim“, dem Gott des Cheondogyo, der
Mensch ist jedoch nicht gleich Gott. Die Gedanken eines jeden Menschen
kreisen um „Haneullim“; dies ist die Quelle seiner Göttlichkeit, während
geistiges Training ihn mit Gott eins werden lässt.
Islam
Die ersten
Koreaner, die mit dem Islam in Berührung kamen, waren jene , die Anfang
des 20. Jahrhunderts während der japanischen Kolonialherrschaft in den
Nordosten von China zogen.
Nach dem Zweiten
Weltkrieg kehrte eine Handvoll von ihnen, nunmehr zum Islam übergetreten,
nach Korea zurück. Sie hatten jedoch keine Möglichkeit, Gottesdienste
abzuhalten, bis während des Koreakrieges (1950- 1953) türkische
Truppen, die zu den UN- Streitkräften gehörten, nach Korea kamen und
ihnen erlaubten, an ihren Gottesdiensten teilzunehmen.
Der Islam wurde
im September 1955 mit einem Gottesdienst offiziell eingeführt. Im
Anschluss fand die Wahl des koreanischen Imam statt. Die Islamische
Gesellschaft in Korea wuchs, so dass 1967 eine Neuorganisation als
„Muslimische Gemeinschaft Koreas“ durchgeführt wurde. 1976 wurde
dann eine Hauptmoschee in Seoul eingeweiht.
Quelle: aus
Tatsachen über Korea
AGW
dankt dem Korean Information Service herzlich für die Zurverfügungsstellung
dieses Textes
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