Von zentraler Bedeutung in der buddhistischen Lehre
und Geistes Schulung ist die Rechte Erkenntnis; deswegen steht sie auch
am Anfang des achtfachen Pfades. Rechte Erkenntnis bedeutet, Klarheit in
sein Leben zu bringen und Weisheit zu entwickeln. Nach der
buddhistischen Auffassung bedeutet Weisheit (panna)
wesentlich mehr als nur eine hoch entwickelte Erkenntnisfähigkeit oder
klug über buddhistische Themen reden oder schreiben zu können. Zur
Weisheit gehören auch Bewusstheit und Selbsterkenntnis, menschliche
Reife und Selbstüberwindung, Mit-gefühl und Selbstlosigkeit. Die
Bereitschaft, den Dingen auf den Grund zu gehen und sie zu Ende zu
denken, hilft, die Erkennt-nisfähigkeit zu entwickeln. Ein wesentlicher
Aspekt der Rechten Erkenntnis, der für Sokrates die Grundlage der
Weisheit war, aber von Buddhisten selten erwähnt wird, ist die
Selbst-erkenntnis. In buddhistischen Schriften wird gesagt, es gäbe
drei Ebenen der Erkenntnis:
1. das Verständnis, das auf einer gründlichen
Textkenntnis basiert,
2. der auf Denken beruhende Scharfsinn und
3. die Weisheit, die das Ergebnis der Meditation und
der Geistes-schulung ist.
Im zu Recht berühmten Kalama-sutta
sagt Buddha, wir sollten nicht unkritisch
etwas von irgendwelchen Autoritäten übernehmen, sondern selbst heraus
finden, was für uns heilsam oder unheilsam ist. Bei vielen jungen
Menschen findet man ein starkes Bedürfnis, Dinge zu hinterfragen und
ein sinnvolles Leben zu Führen. Werden sie älter, lässt das häufig
nach. In einer Zeit der "Umwertung aller Werte" ist die
Fähigkeit zum kritischen Denken nicht zu unterschätzen. Sie hilft uns,
erwachsen zu werden und auf eigenen Füßen zu stehen. Zu der Befreiung
von Autoritäten gehört, uns bewusst zu werden, welche Auffassungen
oder Einstellungen wir von unserer Umgebung übernommen haben und zu
untersuchen, wie weit diese Vorstellungen vereinbar sind mit den
Einsichten und Sichtweisen, die wir heute haben. Wir hängen uns oft an
Vorstellungen und Weltbilder oder passen uns unserer Umgebung an, weil
es uns ein Gefühl der Sicherheit gibt. Wird das kritische Denkvermögen
entwickelt, dann ist man in der Lage, in buddhistischen
Veröffentlichungen zwischen Meinungen und Erkenntnissen zu
unterscheiden.
In unserer Zeit und Kultur ist die Auffassung weit
verbreitet, dass es vor allem darauf ankommt, erfolgreich zu sein. Zu
einem kritischen Denken gehört, solche Auffassungen zu hinterfragen und
zu untersuchen, was der Sinn und das Ziel unseres Lebens ist. Sören
Kirkegaard hat gesagt: "Wer sich mit dem Zeitgeist verheiratet,
erlebt sich schnell als Witwe(r)".
Wir könnten uns auch die Frage stellen, ob und wie
weit wir abhängig sind von der Meinung anderer Menschen. Innere
Unabhängigkeit und eigenständiges Denken sind nicht möglich, solange
wir Angst vor der Meinung anderer Menschen haben.
Für Buddha war eine umfassende Sichtweise ein
wichtiger Aspekt der Rechten Erkenntnis. Die meisten Menschen haben eine
ziemlich eindimensionale" Sichtweise. Sie sehen nur, was sie sehen
möchten und sind blind für die unangenehmen Seiten des Lebens und die
eigenen unbe-wältigten Probleme, und für ihre Schwierigkeiten machen
sie gern andere verantwortlich. Bei einer solchen Einstellung und
Sichtweise führt die Begegnung mit Problemen und Konflikten, mit Alter
und Krankheit, Leiden und Tod nicht zur Läuterung, nicht zur Weisheit
und nicht zu einer inneren Loslösung. Zugang zu einem ganz-heitlichen
Sehen und einer umfassenden Sichtweise finden wir, wenn wir untersuchen,
welche Folgen unser Verhalten hat: wird dadurch unsere innere
Entwicklung gefördert? In welcher Weise sind andere davon betroffen? Zu
einer umfassenderen Sichtweise kommen wir dann, wenn es uns gelingt, von
dem üblichen Schwarz- Weiß-Denken wegzukommen, weil wir erkennen, dass
viele Lebenssituationen nicht an sich gut oder böse sind: dass es von
unserer Einstellung und unserem Vorgehen abhängt, ob hier eine Chance
für Fortschritt und innere Entwicklung ist, oder ob wir uns von unseren
alten unheilsamen Mustern und Einstellungen beherrschen lassen.
Bei der Entwicklung der Erkenntnisfähig-keit und dem
Abbau der geistigen Blind-heit (avidya) - die der Ge-genpol der
Rechten Erkenntnis ist - kann die systematische Entfaltung der
Bewusst-heit und der Meditation außerordentlich hilfreich sein. Für
Buddha war die Be-wusstheit von zentraler Bedeutung in der
buddhistischen Geistesschulung. Er sagte, die Bewusst-heit sei der
direkte Weg zur inneren Freiheit. Bemüht man sich, die Bewusstheit in
sein tägliches Leben hineinzunehmen und mit Klarheit und Wachheit im
Hier und Jetzt zu sein, dann fördert das auch die Selbsterkenntnis,
weil wir uns dessen, was in uns vorgeht, mehr bewusst sind. Eine der
wichtigsten buddhistischen Meditationsmethoden - die sog-nannte Vipassana
Meditation - benutzt die Bewusstheit, zur inneren Sammlung zu kommen
und die Erkenntnisfähigkeit zu entwickeln und zu vertiefen. In
längeren Meditationskursen - die in dieser Meditationsform angeboten
werden - kann der Mensch innere Stille erleben und lernen, Dinge ohne
Verzerrung zu sehen. Das hilft wiederum, den Zugang zu finden zum
Loslassen, zum inneren Frieden und zu anderen spirituellen
Eigenschaften, die ohne meditative Schulung nicht leicht erfahren werden
können. Wird die Meditation vernachlässigst, dann werden wesent-liche
Elemente der Buddhalehre nicht mehr verstanden, das religiöse Leben
verflacht allmählich, die Menschen verlieren ihre Motivation für ein
spiri-tuelles Leben und geraten auf Irr- und Abwege.
Wo den Menschen Weisheit wichtig war, wurde auch der
Selbst-erkenntnis große Bedeutung beigemessen. Buddhas Mahnung,
erkennen zu lernen, was heilsam oder unheilsam ist, ist eine
Aufforderung zur Selbsterkenntnis. Zur Reife und zur Weisheit gehört
die Fähigkeit, mit Krisen und Konflikten so umzugehen, dass wir daraus
lernen. Für die innere Entwicklung ist die Lernbereitschaft eine der
wichtigsten Eigen-schaften. Hat man sie, dann können auch schwierige
Dinge und Situationen uns helfen, wertvolle Einsichten zu gewinnen. Die
Aus-einandersetzung mit dem Schatten - oder mit den eigenen unheilsamen
Tendenzen - ist ein unerlässlicher Teil der inneren Läuterung. In
unserer Zeit und in unserem Kulturraum haben viele Menschen
unbewältigte psychologische Probleme. Leider haben nur wenige gelernt,
wie man weise mit Problemen und Konflikten umgeht.
Im abendländischen Kulturraum gibt es viele
Menschen, für die es eine uner-trägliche Vorstellung ist, irgendwelche
Unvollkommenheiten zu haben, weil das für sie gleichbedeutend ist mit
einem Gefühl der Wertlosigkeit. Solange man diese Einstellung hat und
sich für jeden Fehler oder jede Unvollkommenheit verurteilt, kann man
seine Probleme nicht lösen. Will ich meine negativen Seiten und
Tendenzen nicht sehen, dann werden sie verdrängt und schaffen eine
Menge Probleme und viel Leiden und ich verstärke durch ein solches
Vorgehen Selbsttäuschung, Verblendung und geistige Blindheit. Eine
wichtige Voraussetzung der Rechten Erkenntnis und der inneren Läuterung
ist Ehrlichkeit gegenüber sich selbst.
Zu der Selbsterforschung - die Buddha in Majjhima 61
*) empfohlen hat -gehört nicht nur, unser Handeln, Reden und Denken zu
hinterfragen, sondern auch auf verborgene, unterschwellige Motive und
Einstellungen, Ängste und innere Widerstände und Widersprüche zu
achten. Viele Verhaltens- und Reak-tionsmuster die einmal sinnvoll
waren, laufen in bestimmten Situationen automatisch ab, selbst wenn sie
jetzt nur Leiden und Probleme schaffen. Manch-mal führt eine Einsicht
zur inneren Verwandlung; aber oft ist sie nur der erste Schritt zur
Arbeit an sich selbst. Wenn wir anfangen, unser Handeln, Reden und
Denken zu untersuchen, dann ist das meist ein analytischer Prozess. Aber
allmählich - wenn man sich auch um die Meditation bemüht wird die
intuitive Erkenntnisfähigkeit ent-wickelt. Dann genügt es oft, unsere
Aufmerksamkeit auf etwas zu richten, und wir sehen intuitiv
Zusammenhänge und erkennen schneller die Motive und treibenden Kräfte
unseres Handelns.
Die Definition des achtfachen Pfades im Pali-Kanon zu
kennen, ist sicherlich gut; aber erst, wenn wir selber herausfinden, was
diese acht Faktoren wirklich bedeuten und wie wir sie in unserem
täglichen Leben anwenden können, wissen wir wirklich, was mit dem
acht-fachen Pfad gemeint ist und was für eine subtile Lebenskunst
daraus erwachsen kann. Selbsterkenntnis bedeutet u a., zu wissen, welche
unheilsamen Dinge in uns sind, wodurch sie ausgelöst werden, wie wir
sie überwinden können und was wir tun müssen, um heilsame Dinge zu
entfalten und zu vertiefen zur Selbst-erkenntnis gehört auch, die
tieferen Ebenen des menschlichen Geistes zu kennen. In längeren
Meditationskursen lernt man, Zugang zu finden zu tieferen Ebenen des
Geistes, zu denen unge-übte Menschen nur selten Zugang haben. Auf
dieser tieferen Ebene des Geistes sind Reine Bewusstheit, völlige
Klarheit und innere Stille der natürliche Zustand des Geistes. Dort
wird die in vielen buddhistischen Schriften er-wähnte Einheit von
Weisheit und Meditation erfahren.
Ein wichtiger und hilfreicher Aspekt der Rechten
Erkenntnis ist die Fähigkeit, intuitiv zu erkennen, was in einer
be-stimmten Situation zu lernen, zu tun oder zu lassen ist und was und
wo der Schlüssel zur Lösung einer Her-ausforderung ist Eine solche
Fähigkeit ist die Voraussetzung für die Entfaltung einer Eigenschaft,
der man im Mahayana- Buddhismus eine große Be-deutung
beigemessen hat, nämlich in der Lage zu sein, flexibel die Mittel
ein-zusetzen, die in der jeweiligen Situation angemessen sind. Diese
kreative Fähigkeit wird im Sanskrit upaya-kaushalyata- genannt,
das meist nicht ganz richtig als "geschickte Mittel"
übersetzt wird Das entsprechende Wort upaya-kosalla gibt es auch
im Pali-Kanon, nur die tiefere Bedeutung hat man wohl - wie bei so
vielen anderen Dingen auch - vergessen. Das Ent-scheidende sind nicht so
sehr die Mittel, sondern die Fähigkeit, zu erkennen, welches die besten
Mittel sind und das Wissen, wie man diese Mittel einsetzen kann. Dazu
brauchen wir Flexibilität und die Bereitschaft zum Experimentieren. Ob
die eingesetzten Mittel angemessen sind, hängt von der Situation
genauso ab wie von unserer Entwicklungsebene, denn was auf einer Ebene
unserer inneren Entwicklung angemessen sein mag, ist auf einer höheren
Ebene oft nicht mehr so gut und kann noch später sogar hinderlich sein.
Ist es für uns wichtig, angemessen mit den Heraus-forderungen des
Lebens umzugehen und die Buddhalehre in allen Bereichen unseres Lebens
zu verwirklichen, dann müsste unser Leben bis ins späte Alter hinein
eine dauernde innere Verwand-lung sein. Tritt das nicht ein, dann trifft
wohl die Feststellung von Goethe zu: „Wer dies nicht kennt, dies
'Stirb und werde', der ist nur ein trüber Gast auf der dunklen
Erde". Weisheit entwickelt sich, wenn wir das, was in unserem Leben
geschieht, im Sinne der Lehre verarbeiten und mit den Heraus-forderungen
des Lebens so umzugehen lernen, dass „die heilsamen Dinge zunehmen und
die unheilsamen Dinge abnehmen".
Den Zugang zur intuitiven Erkennt-nisfähigkeit und
zu der Fähigkeit, kreativ mit den Herausforderungen des Lebens
umzugehen, findet man, wenn man lernt, sich innerlich leer zu machen. Es
ist wesentlich leichter, in den Zustand der Leerheit zu kommen, wenn man
in der Meditation schon einmal die innere Stille erfahren hat Sich leer
zu machen bedeutet, nicht mit irgendwelchen vorgefassten Ideen oder
Lösungen an etwas heran zugehen, sondern sich völlig für die
Situation zu öffnen. Machen wir uns innerlich leer und verlassen uns
nicht mehr auf unseren Verstand oder unser Wissen oder unsere Erfahrung,
sondern öffnen uns für die Heraus-forderung, mit der wir gerade
konfron-tiert sind, dann kann etwas Neues durch-kommen und wir sind in
der Lage, zur Ab-wechslung einmal intelligent und schöpferisch mit
Menschen, Dingen und Situationen umzugehen und die Mittel einzusetzen,
die in der jeweiligen Situ-ation angemessen sind. Sich innerlich leer zu
machen, ist paradoxerweise auch eine große Hilfe, um den Zugang zu
finden zu umfassenderen Erkenntnis-möglichkeiten in tieferen Schichten
des Geistes. Einer der Erleuchtungs-faktoren, von denen der Buddha
sprach, ist dhamma-vicaya, was oft mit „Lehrergründung"
übersetzt wird. Auch diese Eigenschaft hat viele Ebenen, je nach dem
Wissen, der Weisheit und der Erfahrung des Menschen. Dhamma-vicaya ist
die Bemühung, die Bewusstseinsinhalte (hamma) oder die Lehre
bzw. irgendwelche Aspekte der Lehre zu ver-stehen oder zu unter-suchen,
was mit irgendwelchen Lehr-aussagen gemeint ist, gemeint war oder
gemeint sein könnte. Auslegungen der Buddhalehre sind notwendigerweise
davon abhängig, ob ein Mensch ein ober-flächliches oder ein
umfassendes Wissen hat oder überwenig oder mehr Erfahrung in der
Meditation und Geistes-schulung verfügt. Die tieferen Aspekte der
Buddhalehre verstehen wir erst dann, wenn wir aus eigener Erfahrung
wissen, was damit gemeint ist. Erfahr-ungswissen ist auf dem
spirituellen Wege unvergleichlich wichtiger als Bücherwissen oder
lediglich Meinungen über Dinge zu haben. Ohne sich ernsthaft um
Meditation und Geistes-schulung hat man keinen Zugang zu Lehrreden, in
denen tiefere Aspekte der Buddha-lehre behandelt werden oder „mystische
Aussagen" vorkommen.
In den buddhistischen Texten heißt es, Weisheit sei
die Einsicht, dass alle Dinge vergänglich, unbefriedigend und nicht das
Selbst (anatta) sind. Sich immer wieder daran zu erinnern, dass
alles, was wir erleben, erlebt haben und erleben werden, vergänglich,
unbe-friedigend und nicht das Selbst ist, hilft, das Anhaften abzubauen.
Gibt es bei irgendwelchen unbewältigten Problemen eine starke
emotionale Ladung, dann ist oft die Vergänglich-keitsbetrachtung nicht
sehr wirksam. Dann müssen wir andere Mittel einsetzen, um erst einmal
die emotionale Besetzung abzuschwächen Es gibt die Vergänglichkeits-
und Anatta- Betrachtung auch als anschauliche Erkenntnis, indem
man nämlich von Augenblick zu Augenblick alles, was ins Bewusstsein
kommt, als fremde und vergängliche Prozesse wahrnimmt. Um das direkt
wahrnehmen zu können, ist eine starke innere Sammlung die
unerlässliche Voraussetzung. Die Dinge so zu sehen, wird
"wirklichkeitsgemäße Einsicht und Erkenntnis" (yatha-bhuta-nana-
dassana) genannt.
Ihre Krönung findet die Rechte Erkenntnis in der
Weisheit und in den Erkenntnissen, die im Schauen des Ungeschaffenen
gewonnen werden. Im Mahayana bezeichnete man diese
überweltlichen Erkenntnisse, die ein unerleuchteter Mensch nicht hat
und auch nicht haben kann, als „Voll-kommenheit der Erkenntnis" (prajna-paramita)
; wörtlich heißt das:
Die Weisheit, die zum „anderen Ufer" gelangt
ist. Versucht ein Mystiker - so nennt man Menschen, die eine solche
Erfahrung gemacht haben-, seine Er-kenntnisse in Worte zu fassen, dann
ge-schieht das oft in ziemlich paradoxen Aussagen. Das Problem mit
solchen „mystischen Aussagen" ist, dass sie allzu leicht
missverstanden werden, weil das, was in ihnen ausgedrückt wird,
jenseits der Erfahrung des „normalen" Menschen ist. Es ist
offensichtlich, dass Mystiker in den verschiedenen Religionen Zugang zu
der Absoluten Wirklichkeit und zu den Erkenntnissen hatten, die dabei
gewonnen werden. Die Mystiker sagen übereinstimmend, dass die Absolute
Wirklichkeit immer da gewesen ist, aber erst dann wahrgenommen wird,
wenn sich einem das „Auge der Wahrheit" (dhamma-cakkhu) öffnet.
Die Meditation ist eines der wirksamsten Mittel, den Schleier
wegzunehmen, der für die meisten Menschen vor dem „Auge der
Wahrheit" ist.
Überall dort, wo Menschen den Anspruch erheben,
allein Zugang zur Absoluten Wahrheit in Form einer Lehre zu haben, kommt
es zu Intoleranz und evtl. auch zur Verfolgung von Andersdenkenden oder
Abweichlern von der "wahren Lehre". Wo aber die Erfahrung im
Mittelpunkt steht und nicht das Wort oder eine "Lehre", ist
man sich bewusst, dass Erfahrungen auf vielerlei Weise möglich sind und
sich auf die unterschiedlichste Art und Weise ausdrücken lassen. Buddha
hat uns davor gewarnt, zu meinen, wir allein hätten die Wahrheit und
andere wären im Irrtum. Die arrogante und anmaßende Auffassung, selber
recht zu haben und allein den Zugang zur Wahrheit zu besitzen und andere
als „Ungläubige", „Ketzer" oder Abtrünnige zu
betrachten, hat in der Geschichte der Menschheit und der Religionen
verheerende Wirkungen gehabt. In einem alten Gebet heißt es:
Mögen wir vor der Feigheit bewahrt werden, die vor
neuen Wahrheiten zurückweicht, vor der Trägheit, die mit
Halbwahrheiten zufrieden ist und vor der Arroganz, die meint, die ganze
Wahrheit schon zu besitzen!"
*) Majjhima 61: „Rat an Ambalatthika"